Mittwoch, 8. September 2010

auf nach Marx....

Diesen Tag haben wir gemeinsam mit Bischof Clemens verbracht. Um 6.30 sind wir mit dem Auto los gefahren. Der Weg führte uns über die Wolga nach Marx (ehemals Katharinenstadt). Heute ist der Festtag Maria Geburt. Wir feierten um 8.00 Uhr die Messe. Neben uns in der Kirche saßen 15 Schwestern. Es sind viele junge Schwestern. Neben der Kirche haben sie ihr Kloster. Sie sind hauptsächlich in der Kinder- und Jugendarbeit in der Gemeinde und in den Dörfern tätig. Der Bischof besitzt dort ein Haus für die Kinder und Jugendlichen.
Nach der Messe waren wir zum gemeinsamen Frühstück eingeladen (siehe Bild). Einige der Schwestern sprechen die deutsche Sprache. Früher wohnten in diesem Gebiet Russlanddeutsche. Das ist auch das Stichwort für den Rest des Tages. Wir fuhren in drei Dörfer, die früher (bis zum Krieg) von Russlanddeutschen bewohnt waren. Der eine Ort ist nur noch eine Wüstung . In Rohleder und Marientahl (die Orte tragen jetzt russische Namen) wohnen heute keine Deutschen mehr. Wir halten an den ehemaligen katholischen Kirchen. Die  eine ist ein Dorfhaus, die andere in Marienthal ist eine Ruine. Sie war der Gottesmutter geweiht. Heute am Festtag Mariens stehen wir 4 deutschen Männer hier und singen ihr zu Ehren das Salve Regina. Ein bisschen belegt war mir die Stimme schon dabei. Unsere Zuhörer waren 3 Ziegen, die sich in der Ruine aufhielten.
Wenn ich nicht zu müde wäre (23.00 Uhr ist jetzt bei uns), käme noch eine spannende Schilderung der Fahrt. Die besten Wegstrecken hatten wir immer dann, wenn  es eine Spur in der Steppe gab, der wir folgen konnten. Einen kleinen Bach zu durchqueren, war noch einfach. Gefährlich wurde es immer dann, wenn Bischof Clemens sagte: „Ihr steigt aus, und ich versuche es allein“. Sein Auto hat ein Allradantrieb und unten ein extra Blech. Oftmals nur mit Schrittgeschwindigkeit erreichten wir das Haus von Mutter Beate. Dort hatte der Bischof uns zum Essen angemeldet. Die Gastfreundschaft dieser Frau ist nicht zu beschreiben. Sie ist eine Deutsche vom Schwarzmeergebiet. "Seid nich bleed und esst euch grod streng satt". So ähnlich klingt es, wenn man zum Essen genötigt wird. Danke Mutter Beate! Ganz ohne Schaden hat das Auto die Fahrt nicht überstanden. Als wir zurück nach Marx kamen, kümmerte sich der Hausmeister darum.
Für uns blieb Zeit für eine Fahrt an die Wolga, eine Tasse Kaffee und eine Erfrischung.
Nach dem Abendessen half mir eine Schwester  mein Netbook im Ordinariat „netzwerkfähig“ zu machen. Der Bischof musste noch einen Termin wahrnehmen, dennoch blieb danach etwas Zeit für einen Schluck deutsches Bier und ein gutes Gespräch.
Morgen fahren wir mit dem Kaplan aufs Dorf (deutsch: schwarze Kuhle). Bischof Clemens hat uns schon auf die besondere Art des Landlebens vorbereitet….




2 Kommentare:

  1. euren schilderungen nach fühle ich mich gedanklich in meine zeit in der ukraine zurückversetzt und ich kann sehr gut nachvollziehen was ihr erlebt ... es ist wirklich schade das ich nicht dabei sein kann^^

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  2. Spannend! Ich bin ganz neugierig auf das Landleben. Liebe Grüße an die 4 deutschen Männer

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